„Was nutzen Denkmäler, wenn es keine Konsequenzen gibt?“ – Armin Kurtović

Wir sind sauer! Die Hanauer Koalition von CDU, FDP und SPD missachtet die Forderungen zweier Familien, welche ihre Angehörigen beim rassistischen Anschlag in Hanau verloren haben. Die beiden Familien wollen nicht, dass die Namen ihrer Angehörigen auf ein Denkmal am Kanaltorplatz geschrieben werden. 

Laut Armin Kurtović, Vater von Hamza Kurtović, setzt sich die Stadt nicht für eine ausreichende Aufklärung ein und übernimmt keine Verantwortung. Es könne kein aufrichtiges Gedenken stattfinden solange es keine Konseuquenzen gibt. Fehler wurden nicht eingeräumt, obwohl der Untersuchungsausschuss bestätigte, dass der Notausgang verschlossen war und das Notrufsystem überlastet und veraltet. Ebenfalls haben sich alle Familien einen zentraleren Platz für das Denkmal gewünscht, den Markplatz in Hanau. 

Als Antwort auf Kritik von Emiş Gürbüz, Mutter von Sedat Gürbüz, wurde ihr Antrag auf die deutsche Staatsbürgerschaft veröffentlicht und in einer Pressemitteilung gegen sie verwendet. Ein persönlicher Brief von Armin Kurtović an den Oberbürgermeister wurde ohne Zustimmung an Journalist:innen der taz weitergeleitet. 

All diese Entwicklungen zeigen uns, dass die Stadt Hanau die Privatsphäre und Bedürfnisse der Angehörigen ignoriert und nicht an einer ernstzunehmenden Aufklärung interessiert ist. 

Wir solidarisieren uns mit allen Betroffenen von rechter Gewalt, mit ihren Familien und Freund:innen. Wir stellen uns hinter Armin Kurtović und fordern eine ernsthafte Aufarbeitung und politische Konsequenzen. Für eine Welt ohne Faschismus.

„Man muss aufklären und dafür geradestehen, das können die nicht. Die sollen Verantwortung übernehmen und sagen, wir haben scheiße gebaut.“ – Armin Kurtović

Demo gegen Abschiebung

Am 16.5. haben wir mit mehreren hundert Menschen gegen die Abschiebung von Gunit und Angad demonstriert, die vor kurzen mit ihren Eltern nach Indien abgeschoben wurden. Die Familie kommt aus Afghanistan und lebt schon seit mehreren Jahren in Frankfurt. Unter einem Vorwand wurden sie in die Ausländer behörde gelockt und von dort direkt abgeschoben. 

Selbstverständlich stellen wir uns gegen jede Abschiebung – eine Abschiebung ohne Ankündigung, ohne die Möglichkeit, sich von geliebten Menschen zu verabschieden, in ein Land, zu dem man keinen Bezug hat ist besonders grausam, gerade für Kinder und Jugendliche. Angad hätte gestern eine Abschlussprüfung gehabt – stattdessen wurde er kurz davor aus seinem Leben gerissen, seiner Zukunft in Frankfurt, seinem bekannten Umfeld, beraubt. 

Mitschüler*innen, Freund*innen und Lehrer*innen erzählten in bewegenden Reden von Gunit & Angad, drückten ihre Solidarität, ihre Fassungslosigkeit ob des unmenschlichen Handelns der Behörden  und ihre Trauer aus. 

Hier zeigt sich, was uns den nächsten Jahren mit der rechten Merzregierung droht: Die Umsetzung der rassistischen Remigrationsplände der AfD, die bei CDU & SPD „Abschiebeoffensive“ heißen. 

Für uns muss das heißen: Unseren Kampf gegen den gesellschaftlichen und staatlichen Rassismus verstärken! 

Schreitet ein bei rassistischen Polizeikontrollen, versucht Abschiebungen zu verhindern, sprecht mit euren Mitschüler*innen & Kommiliton*innen, euren Kolleg*innen und Nachbar*innen, die von Abschiebung bedroht sein könnten, bietet Unterstützung und ein offenes Ohr an, lasst sie nicht alleine!

Bericht von feministischen Protesten in München

Am 3.5. sind wir nach München gefahren, um gegen den antifeministischen sog. „Marsch für das Leben“ zu protestieren. Wir waren mit über 1000 Feminist*innen auf der Straße, um den christlichen FundamentalistInnen den öffentlichen Raum nicht zu überlassen. Unter Parolen wie „Gegen Polizei und Patriarchat, gar kein Bock auf Vater Staat“ oder „Asche zu Asche, Staub zu Staub – Gott ist tot und Jesus auch!“ ging es laut und mit krass guter Stimmung durch das Münchner Univiertel, begleitet von lächerlich vielen Cops.

Durch eine mit buntem Rauch untermalte Spontankundgebung an der Auftaktkundgebung der Fundis sowie eine Straßenblockade kurz danach wurden die knapp zweitausend  rechten AbtreibungsgegnerInnen umgeleitet und konnten nur eine verkürzte Route laufen. Auch auf der umgeleiteten Route kam es immer wieder zu feministischem Protest an der Route oder im Marsch selbst. Am Marsch teilgenommen haben wie jedes Jahr wieder rechte und rechtsradikale, wie bspw. Mitglieder der auch in Frankfurt schon aufgetreten Gruppe „Tradition, Familie, Privateigentum“ oder AfD-Funktionäre.

Danke an die vielen Feminist*innen und Antifaschist*innen, die mit uns auf der Straße waren und sich dem Aufmarsch auf unterschiedlichen Wegen in den Weg gestellt haben.

Wir werden weiter für sexuelle, körperliche und reproduktive Rechte & Selbstbestimmung auf die Straße gehen! Für den Feminismus, für das Paradies auf Erden!

Warum wir am 3.5. nach München fahren

Unsere Wut kocht über. „Mutter werden – mehr Frau sein geht nicht“, so stand es auf den Schildern, die die Veranstalter*innen beim Münchner Marsch fürs „Leben“ ausgeteilt hat. Am 3. Mai werden wir nach München fahren und sehr deutlich machen, wie wir dazu stehen.

Frauen sind für die Fundamentalist*innen vor allem gebärfähige Körper. Frauen seien designierte Fürsorgerinnen, die erst in der Erfüllung dieses patriarchalen Anspruchs vollkommen werden. Die patriarchale Beanspruchung von Körpern und Leben von Frauen soll in letzter Instanz mit unmittelbarem Zwang durchgesetzt werden: Nichts anderes wäre ein Abtreibungsverbot, das Antifeminist*innen beim Marsch für „Leben“ fordern. 

Und das passt den Faschist*innen, die dort wie selbstverständlich mitlaufen, bestens. Die Veranstalter*innen wollen sich von ihnen auch gar nicht distanzieren, das „Label rechtsextrem“ jage ihnen keine Furcht mehr ein. Da kommt also zusammen, was zusammen gehört. Ob Faschos oder Fundis: Sie teilen dieselbe verquere Idealisierung von einem binären Geschlechtersystem, die hinter der fadenscheinigen Maske der „Natürlichkeit“ auf die Unterdrückung von Queers und Frauen abzielt. In ihrer Vorstellung darf es weder trans, noch inter noch nicht-binäre Menschen, weder lesbische, noch schwule, noch irgendwelche queeren Menschen geben. Frauen werden zu reproduktiven Aufgaben im Privaten verdammt, in vollständiger Abhängigkeit von männlichen Entscheidungen und heteromännlicher Lust. Dass das mit Biologie nichts zu tun hat, ist klar. 

Die konstruierte Zweigeschlechtlichkeit und Heteronormativität sind als Herrschaftsinstrument enttarnt. Wir stellen uns gegen den Fortpflanzungsfetisch der religiösen und völkischen Ideologien. Wir wollen leben und lieben wie wir wollen! 

Die Möglichkeit einer straffreien Abtreibung ist ein bare minimum, denn mit Sicherheit lassen wir uns bereits erkämpfte Rechte nicht wieder nehmen. Wir fordern weiterhin die Streichung des unerträglichen §218 StGB, der die Selbstbestimmung von Schwangeren kriminalisiert! Gleichzeitig geben wir uns mit nicht weniger zufrieden als der Zerschlagung des cis-patriarchalen Systems!

Deshalb: Alle nach München, gegen den angeblichen „Marsch für das Leben“!

Bericht Riederwaldkundgebung

Am Samstag, dem 5. April 2025 haben wir mit Unterstützung der antifaschistischen Basisgruppe, der Falken und lokaler Institutionen erfolgreich das politische Straßenfest „Riederwald ist bunt!“ veranstaltet.

Der Anlass war ein trauriger:
Betroffene berichteten uns von einer schon in den letzten Jahren feindseligen Stimmung gegenüber people of color im Riederwald. Seit einiger komme Zeit komme es jedoch zu auffällig mehr rassistischen Beleidigungen, auch sei bspw. demonstrativ vor ihnen auf den Boden gespuckt worden, ebenso sei eine Person geschlagen worden. Insgesamt komme es im Riederwald nach den uns geschilderten Erfahrungen mehrerer people of color häufiger zu rassistischen Vorfällen als in anderen Stadtteilen, sodass man sich nachts, oder wenn man alleine unterwegs sei, nicht sicher fühlen könne.

80 Teilnehmer*innen, vor allem aus dem Viertel, erschienen, um zusammen ein Statement gegen rassistisch- und sexistisch motivierte Übergriffe auf Riederwälder*innen und Hetze im Viertel zu setzen. 

Durch die Beiträge von der Antifa Basisgruppe, dem hessischen Flüchtlingsrat, dem Demokratiekreis Riederwald und uns sowie wie Infomaterial wurde auf die Gefahren und direkten Folgen des aktuellen Rechtsrucks im Riederwald, in Frankfurt und in ganz Deutschland aufmerksam gemacht. Anschließender Austausch mit Teilnehmer*innen aus der Nachbar*innenschaft vertiefte die Wichtigkeit antifaschistischer Vernetzung und Solidarität.

Neben Redebeiträgen und Musik gab es Kaffee & Kuchen. Kreide, Seifenblasen und ein Schminkstand haben groß und klein bis zum Ende Veranstaltung um 18:00 unterhalten.

Unsere Rede auf der Kundgebung „Riederwald ist bunt“

Die faschistischen Angriffe, wegen denen wir heute hier zusammen stehen, haben uns zutiefst getroffen – doch überrascht haben sie uns nicht. Sie sind das Produkt einer Nation in der eine faschistische Partei wenige Prozentpunkte davon entfernt ist die stärkste Parlamentarische Kraft zu sein. Einer Gesellschaft in der Rassismus, Antisemitismus und Queerfeindlichkeit zum Alltag gehören. Einer Politik in der ein makaberer Wettbewerb um die meisten Abschiebungen ausgebrochen ist, in der geflüchtete Menschen als Zahlen entmenschlicht werden.

Diese Entwicklung ist kein äußeres Phänomen. Sie passiert nicht trotz, sondern gerade wegen Deutschland. Sie reiht sich ein in die geschichtliche Kontinuität des Nationalsozialismus, der mehr als mangelhaften Entnazifizierung Deutschlands, der rassistischen Pogrome der Baseballschlägerjahre, der Verwicklung des Staates in die NSU Morde und nicht zuletzt der Anschläge in Halle und Hanau. 

Allein 2024 lassen sich die gesamtgesellschaftlichen Vorgänge des Rechtsrucks anhand weniger Beispiele aufführen. Mit knapp 34.000 rechtsextremen Straftaten erreichten wir letztes Jahr einen neuen Höchststand. Das sind insgesamt 17 Prozent mehr als im vorherigen Jahr und über den Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte lässt sich ein kontinuierlicher Anstieg erkennen. Des weiteren wurden im letzten Jahr 218 Angriffe auf Unterkünfte und 1900 Straftaten direkt gegen geflüchtete Menschen verzeichnet.

In der parlamentarischen Spähre zeichnet sich die Entwicklung unserer Gesellschaft in den Beschlüssen des Bundestags, im erstarken konservativer und rechtsgerichteter Ideen, und den eklatanten Falschaussagen etablierter Politiker*innen ab. Von Friedrichs Merz 5 Punkte Plan der CDU bis zu den politischen Kernelementen der AfD werden geflüchtete und migrantisierte Menschen entrechtet und kriminalisiert. Im gleichen Atemzug ist die öffentlich Debatte geformt von den Worten: Wie, wo und wann abschieben.

Die Angriffe hier im Riederwald sind nicht nur ein Symptom der eben skizzierten politischen Stimmung. Sie sind auch Teil einer neu erstarkenden rechten Jugendkultur und Strategie. Gleichsam mit dem Anstieg rechtsextremer Straftaten entstanden in letzterer Zeit verschiedene neofaschistische Jugendorganisationen.

Die Gruppe Unitas Germanica formierte sich virtuell und gelangte nun vom Internet auf die Straße. Die Jugendlichen vertreten rechtsextreme Positionen und fokussieren ihren Hass auf migrantisierte Menschen, antifaschistische Gruppen und LGBTQIA+ Communities. Vorheriges Jahr hat die Gruppe das offene antifaschistische Treffen – kurz OAT – in Rems-Murr angegriffen, sie machten Fotos von Einzelpersonen des OATs und verbreiteten sie auf social Media, wobei sie auf ihrem propagandistischen TikTok Kanal inzwischen mehr als 4.000 Follower*innen haben. Im September letzen Jahres hat Unitas Germanica mit anderen Neonazi Gruppen den CSD in Albstadt angegriffen, sie ist mittlerweile Bundesweit aktiv und verzeichnet einen stetigen Zulauf an neuen Mitgliedern.

Eine weitere Neugründung einer rechten Jugendorganisation fand 2024 in Baden-Württemberg statt. Die Nationalrevolutionäre Jugend, kurz NRJ. Sie ist ein Ableger der rechtsextremen Partei – Der dritte Weg – und deutschlandweit aktiv. Die Gruppe warnt vor dem Untergang der sogenannten europäischen Völker und inszeniert sich dabei als starke, gesunde, deutsche Jugend deren Lebensentwurf ein Gegenpol zur verkommenen Gesellschaft sei. Sie locken Jugendliche im Netz mit gemeinschaftlichen Freizeitaktivitäten wie Wandern oder Outdoor-Sport. Es mag zunächst harmlos erscheinen, doch faschistische Ideologien gehen mit Gewalt Hand in Hand. So werden Mitglieder der Gruppe in Zusammenhang mit einem Angriff auf Demonstrant*innen am Berliner Ostkreuz gebracht, welcher im Juli letzen Jahres am Rande einer antifaschistischen Demonstration stattfand. Die Neonazis waren zwischen 19 und 20 Jahre alt und unter anderem mit Schlagringen bewaffnet.  Sie verletzten bei dem Angriff 5 Antifaschist*innen, zwei davon waren schwerverletzt.

Parallel zu den Neugründungen rechter Jugendorganisationen ist das verstärkte Aufkommen rechter Kampfsportclubs, beziehungsweise sogenannter Active Clubs wie zum Beispiel das ,,Team Spartan Weiden’’. Jung, oberkörperfrei und durchtrainiert posieren sie im Boxring für Instagram. Die neonazistische Organisierungsform trainiert den Kampf um einen angeblichen weißen Genozid zu verhindern. Der Typ des kriegerischen deutschen Mannes mit hoher Gewaltbereitschaft scheint attraktiver zu werden, wie sich am hohen Zulauf der Clubs sehen lässt. Ideologisch ausgerüstet und strukturell eingebunden werden die Clubs über etablierte Neonazi Gruppen wie die Identitäre Bewegung bis hin zu Teilen der AfD.

Unsere Antwort auf diese Entwicklung muss klar und entschlossen sein. Wir dürfen angesichts der rechten Raumnahme keinen Millimeter mehr zurückweichen. Unsere Aufgabe als linke Bewegung ist es, faschistische Ideologien zu entlarven und zu bekämpfen. Im privaten, Diskriminierungen nicht schweigend hinzunehmen. Im Stadtbild, keinen einzigen rechten Sticker oder Graffiti stehenzulassen. Auf der Straße, gegen jeden Meter den die Faschos versuchen zu laufen – zu kämpfen und sich erst zufrieden geben wenn sie kleinlaut ihre Fahnen einpacken und wieder abziehen.

Wir müssen nicht nur den Nazis, sondern auch den Bedingungen und Wiedersprüchen die sie hervorgebracht haben den Kampf ansagen. Es ist unsere Aufgabe eine bunte, breite und antifaschistische Gegen- und Jugendkultur anzubieten. Wir lassen uns nicht einschüchtern. Trotz aller Bemühungen, haben wir Spaß und bleiben laut und sichtbar.

Denn Riederwald war bunt, ist bunt und wird bunt bleiben!

Kundgebung: Für das Recht auf Abtreibung!

Jeden Tag (bis Ostern) die gleiche Scheiße: Gehsteigbelästigung durch AbtreibungsgegnerInnen. Deshalb sind wir auch nächsten Montag wieder in Bockenheim, um unsere Solidarität mit ProFamilia auszudrücken und für die Streichung von §218 zu demonstrieren.

Kommt rum! Und am 3.5. alle zusammen nach München, gegen den „Marsch fürs Leben“ – keine Ruhe für AbtreibungsgegnerInnen, weder in Hessen noch in Bayern!

Vortrag: Gegen den „Münchner Marsch fürs Leben“ 2025 – Ideologien, AkteurInnen und ihre Netzwerke.

Am Mittwoch veranstalten wir einen Vortrag mit der Antisexistischen Aktion München am 02.04.2025 um 19 Uhr im Café KoZ.

Am 03.05.2025 werden bereits zum 5. Mal radikale Abtreibungsgegnerinnen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum in München auflaufen. Das Bündnis „Pro Choice München“ ruft wieder zur feministischen Intervention gegen die selbst ernannten „Lebensschützerinnen“ und ihr antifeministisches Programm auf. In dem Vortrag der Antisexistischen Aktion München werden die Akteurinnen des „Münchner Marsch fürs Leben“ und deren Vernetzung beleuchtet. Durch das Herausarbeiten zentraler ideologischer Elemente wird nicht nur ihre menschenfeindliche Agenda sichtbar, sondern auch die Nähe der Anti-Choice-Bewegung zur extremen Rechten deutlich. Am Schluss wird es außerdem Infos zum Protest und Aktionen an diesem Tag geben.

Die Antisexistische Aktion München (asam) ist ein feministisches Kollektiv aus München, das sich schwerpunktmäßig mit den Aktivitäten der Anti-Choice-Bewegung sowie antifeministischen und antiemanzipatorischen (Teil-)Bewegungen in München und Umgebung beschäftigt.