Es ist uns wichtig, unsere von anderen überhörte Perspektive auf eine lebenswerte Stadt aufzuzeigen. Eine Perspektive der 99%. Die Perspektive einer Stadt, in der junge, queere, rassifizierte und von Armut betroffene Menschen Platz haben. Eine Stadt für Alle.
Frankfurt belegt den ruhmreichen zweiten Platz im bundesweiten Mietvergleich. Dies haben wir einer Politik zu verdanken, die Profite von Großkonzernen und Spitzenverdienenden über das Recht auf ein Zuhause stellen. Einer Politik, die mehr als 400 leerstehende – für Spekulation offene – Wohnungen toleriert, während sie von Armut Betroffene zwangsenteignet und an den Rand der Stadt oder gar in die Wohnungslosigkeit drängt. 
Aufgrund der rechtlichen Lage kann die Stadt Frankfurt nicht einmal zuverlässige Daten 
darüber sammeln, wie viel Wohnraum in Frankfurt überhaupt leer steht. Wir wissen: Politischer Wille, um das zu ändern und die Verdrängung von Menschen aus ihren Wohnungen zu verhindern, existiert nicht. Ganz offensichtlich wird Politik hier nicht für die Menschen der Stadt gemacht. Zumindest nicht für Menschen, die nicht ausreichend Kapital besitzen, um sich Gehör zu verschaffen. Wichtiger als Lebensraum für Frankfurter*innen, ist den Politiker*innen das Image der internationalen Bankenstadt.
Und um dieses Image aufzupolieren, werden immer neue Wolkenkratzer gebaut, während anderswo massenhaft günstiger Wohnraum weicht und gleichzeitig über 3000 Wohnungslose auf der Straße, in Notunterkünften und selbstgebauten Lagern unterkommen müssen. Zwei Drittel dieser Menschen haben keinen deutschen Pass. Sie kommen aus schätzungsweise 70 Nationen. So viel also zur internationalen Bankenstadt: Frankfurt hat genügend Raum für internationale Ausbeuter*innen, aber keinen Wohnraum für Menschen mit Migrations- und Fluchthintergrund! Das ist menschenverachtender Kapitalismus in seiner reinsten Form!
Menschen, für die Wohnraum in Frankfurt überhaupt noch im Rahmen des Möglichen ist, sehen sich einem Vollzeit-Job als Wohnungssuchende ausgeliefert. Selbst bei ständiger Bereitschaft für einen Vorstellungstermin, was sich – wie wir wissen – die wenigsten aufgrund von Lohnarbeit leisten können, warten Suchende Jahre auf ein Angebot oder eine Zusage. Hier sind sie dann der Willkür der Vermietenden ausgeliefert. Rassismus, Sexismus, Antisemitismus und Queerfeindlichkeit, sind neben dem inzwischen selbstverständlich gewordenen Klassismus, allgegenwärtig. Schon ein angeblich „nicht-deutsch“ klingender Name reicht für viele Vermietenden aus, um entsprechende Bewerbungen nicht in Erwägung zu ziehen. Haben Suchende dann wider Erwarten Wohnraum gefunden, wird die Schikane seitens der Vermietenden weiter gehen. Für viele Mieter*innen  sind Mietsteigerungen mit Sanierungsvorwand, Mobbing und Ausdruck jeglicher Diskriminierungsformen an der Tagesordnung. So war es auch, bei der im September diesen Jahres stattgefundenen Zwangsräumung, gegen die auch die Initiative „Eine Stadt für alle“ mobilisiert hatte.
Nach einem Vermieterwechsel war die Betroffene über Jahre hinweg Mobbing und Rassismus ausgesetzt. Ziel der Vermieter war es, sie aus ihrer Wohnung zu vertreiben um diese später mit höherem Profit weiter zu vermieten. Polizei und Amtsgericht haben sich natürlich nicht für Beweise interessiert, die auf Video zeigen, wie der Vermieter die Betroffene schikaniert und beleidigt. Zur Zwangsräumung sind sie dann aber doch zahlreich, behelmt und mit voller Montur erschienen und haben Familienmitgliedern, die extra als emotionalen Beistand angereist waren, den Zugang versperrt. Als die Betroffene, mit einer kleinen Kiste an Habseligkeiten, weinend aus der Wohnung begleitet wurde, kam aus den Reihen der Polizei nur abschätziges Lachen. Dieses Verhalten kann nur noch schockieren, wer nicht regelmäßig mit Diskriminierung konfrontiert wird. Das ist kein Einzelfall!
 
In Frankfurt wurden in den vergangenen Jahren hunderte von Wohnungen zwangsgeräumt. Mehr als 400 Mieter*innen verlieren jährlich ihre Wohnung. Sie sind von einem Tag auf den anderen der direkten Gefahr ausgesetzt kein Dach über dem Kopf zu haben, denn nicht alle Betroffenen können in Not-unterkünften untergebracht werden. Zwangsräumungen finden größtenteils ohne Öffentlichkeit statt. Seit diesem Jahr muss die Stadt über Zwangsräumungen berichten. Ob sich die sogenannte Mehrheitsgesellschaft dann endlich doch für diese Missstände interessiert wird sich zeigen. 
Uns ist jetzt schon klar: Jede Zwangsräumung ist eine zu viel! Wohnraum sollte für Menschen da sein, und nicht für Spekulant*innen, die ihn verkommen lassen um Profite zu erwirtschaften, oder für Konzerne, die ganze Straßenzüge gentrifizieren.
Wir fordern Platz für die Vielfalt der Menschen, die in Frankfurt leben wollen! Wir fordern eine Stadtpolitik für Menschen, die auf Barrierefreiheit angewiesen sind, oder die von Rassismus, von Klassismus, von Queerfeindlichkeit oder Antisemitismus betroffen sind. Eine Stadtpolitik die Klimaschutz berücksichtigt und sich nicht hinter leeren Phrasen versteckt. Wir fordern Politik, die von allen und für alle gemacht ist! Wir wollen eine Stadt für uns!