9. Oktober 2021 | 20 Uhr | Hauptwache
Am 9. Oktober 2021 jährt sich der antisemitisch und rassistisch motivierte Anschlag von Halle zum zweiten Mal. Anlässlich dieses Jahrestags rufen wir am Abend des 9. Oktober ab 20 Uhr an der Hauptwache zu einer Kundgebung auf, um den Ermordeten Jana L. und Kevin S. zu gedenken und ihren Angehörigen sowie den Überlebenden und allen Betroffenen von Antisemitismus und Rassismus unsere Solidarität auszudrücken.
Der Anschlag von Halle zeigt ebenso wie der Anschlag von Hanau, dass Antisemitismus und Rassismus töten. Am 9. Oktober 2021 entging die jüdische Gemeinde in Halle, in deren Synagoge sich an Jom Kippur 52 Menschen eingefunden hatten, nur knapp einem Blutbad. Es waren nicht etwa die deutschen Sicherheitsbehörden, sondern der Selbstschutz der jüdischen Gemeinde in Gestalt einer massiven Holztür, der dafür sorgte, dass der Täter sein eigentliches Ziel nicht erreichen konnte. Dieser ermordete in der Folge die zufällige Passantin Jana L. sowie Kevin S., der Gast des kurdischen Imbisses „Kiez Döner“ war. Der Täter streamte seinen Anschlag live und bewegte sich online in einem Netzwerk von Neonazis, das sich, geeint durch Rassismus, Antisemitismus, Antifeminismus und Hass auf Linke, zu Gewalttaten anstachelt. Er mag allein gehandelt haben – ein Einzeltäter war er nicht. Rechter Terror ist in Deutschland noch immer grausame Tradition. Zwei Jahre nach den Anschlag von Halle zeigt sich, wie folgenlos die Beteuerungen staatlicher Politik zum Kampf gegen Antisemitismus waren: Insbesondere aufgrund der Proteste von Corona-Leugner*innen war Antisemitismus auf deutschen Straßen in den letzten beiden Jahren durchaus präsent. So müssen wir annehmen, dass auch der Corona-leugnende Mörder von Alex W. aus Idar-Oberstein Anhänger antisemitischer Verschwörungsideologien gewesen ist.
Am Jahrestag wollen wir der Ermordeten gedenken und Solidarität zeigen: Gegenüber den Familien und Freund*innen von Jana L. und Kevin S., gegenüber den Überlebenden und den Angehörigen der jüdischen Gemeinden in Halle und anderswo. Wir wollen gemeinsam ein deutliches Zeichen gegen Antisemitismus und Rassismus in unserer Gesellschaft setzen.